PRAXISWISSEN FÜR DEN BETRIEBSRAT

Mit 7 Regeln unterstützen Sie Ihren Arbeitgeber dabei, in Krisen richtig zu kommunizieren

Aktuell stehen in vielen Branchen gravierende Veränderungen an. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich. Für die Arbeitgeber geht es dabei darum, die Existenz zu sichern. Die funktioniert allerdings häufig nur zulasten Ihrer Kollegen. Das versuchen Arbeitgeber immer wieder zu verbergen. Ein fataler Fehler! Lesen Sie, warum eine transparente Kommunikation so wichtig ist.

Friederike Becker-Lerchner

11.04.2025 · 3 Min Lesezeit

Krisenmanagement implementieren

Gibt es in Ihrem Betrieb noch kein etabliertes Krisenmanagement, setzen Sie sich dafür ein, ein solches zu implementieren. Ihr Arbeitgeber sollte ein Team festlegen, das sich mit der Organisation der gesamten Krisenkommunikation befasst und Strukturen etabliert, um im Ernstfall schnell und gut reagieren zu können.

Mein Tipp: Erklären Sie Ihr Interesse, als Teil des Teams zu agieren

Engagieren Sie sich, Teil dieses Teams zu werden. Das wird auch Ihren Arbeitgeber unterstützen. Schließlich sind Sie als Betriebsrat an vielen Prozessen näher dran.

Ihr Ziel: kontinuierliche, ehrliche Informationen über den Stand der Dinge

Eines sollte Ihnen und Ihrem Arbeitgeber klar sein: Plant Ihr Arbeitgeber schwerwiegende Veränderungen bzw. steckt Ihr Unternehmen in der Krise, sickert irgendwann immer etwas durch. Setzen Sie als Betriebsrat sich deshalb dafür ein, dass Ihr Arbeitgeber

  • in wenigen Sätzen ehrlich zusammenfasst, wo Ihr Unternehmen tatsächlich steht,
  • welche Schlüsse er daraus für Ihr Unternehmen zieht,
  • welche Maßnahmen anstehen und wie das weitere Vorgehen aussieht,
  • was diese Maßnahmen für Sie und Ihre Kollegen bedeuten.

Fortlaufende Information ist besonders wichtig

Setzen Sie als Betriebsrat sich zudem dafür ein, dass Ihr Arbeitgeber Sie und Ihre Kollegen in regelmäßigen Abständen fortlaufend über die Entwicklung unterrichtet.

7 Regeln für eine gute Krisenkommunikation

Sind Sie Teil des Krisenmanagement-Teams, beherzigen Sie in Krisen unbedingt die folgenden 7 Regeln:

1. Regel: Legen Sie die richtigen Kontaktpersonen fest

Überlegen Sie, wer bei Eintreten einer Krise zwingend zeitnah oder vorab informiert werden muss. Legen Sie abhängig von der jeweiligen Krise und deren Auswirkungen die Reihenfolge fest, wer wann informiert werden muss.

2. Regel: Regeln Sie die möglichen Kommunikationswege

Legen Sie verbindlich fest, auf welchem Weg die Kommunikation erfolgen soll.

Dabei gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten – etwa persönlich, per Telefon, via SMS oder per E-Mail. Regeln Sie, welche Variante in welchem Fall gewählt werden soll.

Maßgeblich ist die Wichtigkeit im Einzelfall sowie, welche Zielgruppe die entsprechende Information betrifft.

Grundsätzlich gilt dabei: Je wichtiger und schwerwiegender eine Information bzw. deren Auswirkung ist, desto persönlicher sollte die Kommunikation erfolgen.

3. Regel: Immer nur mit einer Stimme sprechen

Nichts ist schlimmer in einer Krise als widersprüchliche Informationen. Am sichersten ist es deshalb, wenn nach außen wirklich nur einer kommuniziert. Einigen Sie sich dazu am besten im Krisenmanagement-Team auf eine Person, die die Kommunikation nach außen übernimmt.

4. Regel: Setzen Sie sich für klare Botschaften ein

Empfehlen Sie dem Verantwortlichen des Krisenmanagement-Teams, die Kernbotschaften auch schriftlich zu fixieren, damit sie nachgelesen und richtig zitiert werden können. Berücksichtigen Sie zudem: Gibt es eine Änderung, müssen die entsprechenden früheren Aussagen korrigiert und angepasst werden.

5. Regel: Sorgen Sie für rechtzeitige Kommunikation

Setzen Sie als Betriebsrat sich dafür ein, dass Ihr Arbeitgeber bzw. die Verantwortlichen des Krisenmanagement-Teams Ihre Kollegen aus der Belegschaft so frühzeitig wie möglich über Veränderungen und die damit verbundenen Gefahren unterrichten.

Sollte sich ein GAU abzeichnen, sind die verantwortlichen Kollegen gut beraten, wenn sie bereits zu „harmlosen“ Zeiten auf mögliche Gefahren hinweisen. Denn je transparenter Ihr Arbeitgeber bzw. das Krisenmanagement-Team sich zeigt, desto höher ist dessen Glaubwürdigkeit und Akzeptanz.

6. Regel: Wertschätzender Umgang ist wichtig

Zeigen Sie als Betriebsrat sich empathisch und wertschätzend. Sprechen Sie Ihre Kollegen und deren Sorgen direkt an und versichern Sie ihnen, dass Sie ihre Position stets berücksichtigen. Empfehlen Sie auch Ihrem Arbeitgeber, sich empathisch und wertschätzend zu zeigen und auf die Sorgen seiner Mitarbeiter einzugehen.

7. Regel: Auf gewaltfreie Kommunikation setzen

Beherzigen Sie die Grundsätze der gewaltfreien Kommunikation. Düstere Worte, wie sie etwa in der Kriegs- und Gewaltrhetorik verwendet werden, sind zu vermeiden. Mit gewaltfreier Kommunikation werden Sie so manch schwieriges und wutgeladenes Gespräch entschärfen können.

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Ich publiziere seit über 20 Jahren im Bereich Arbeitsrecht. Seit 2005 unterstütze ich Betriebsräte in ganz Deutschland Monat für Monat bei ihren fachlichen Herausforderungen. Darüber hinaus bin ich als Rechtsanwältin, […]

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